Auf den Hochkalter über den Blaueisgletscher als Tagestour

Wenn der Wecker morgens um 3 Uhr klingelt, kann es nur eins bedeuten: ein ziemlich cooles Abenteuer geht los. Diesmal ging es in das wunderschöne Berchtesgadener Land auf den Hochkalter über den Blaueisgletscher, einen der fünf bayerischen Gletscher, die zwar winzig sind, aber noch existieren.

Hard facts
Die hard facts: die Tour hat 1800 Höhenmeter und dauert um die 10 Stunden. Es geht über den Gletscher mit bis zu 50 Grad Steigung und beinhaltet Kletterstellen im II-III Schwierigkeitsgrad (UIAA), ohne Sicherung. Der Abstieg erfolgt über den Normalweg, bei dem man in der Lage sein sollte, ein paar kurze III-er Kletterstellen abzuklettern.

Aufstieg
Um 6:20 starten wir am kostenlosen Holzlagerplarkplatz am Hintersee, der bereits gut gefüllt ist. Alternativ kann man ein kleines Stück zum Parkplatz an der Seeklause weiterfahren, der aber kostenpflichtig ist.

das Ziel bereits in Sicht, aber der Weg ist noch lang

Über die Forststraße und einen einfachen Steig geht es der Beschilderung folgend Richtung Blaueishütte (1650m) – sie ist mit 3 Stunden sehr freundlich ausgeschildert, wir haben ungefähr die Hälfte gebraucht. Ab der Hütte folgen wir der Beschilderung zum Blaueisgletscher, an der Gabelung zum Hochkalter (Normalweg) biegen wir nicht ab, sondern gehen weiter gerade aus in Richtung Gletscher.

Blick auf das Blaueis, im Hintergrund der Hochkalter

Momentan liegt noch relativ weit unten im Kar unterhalb des Gletschers Schnee, der Übergang auf den Gletscher ist nicht wirklich zu erkennen. Nach dem ersten, flacheren Teil des Schneefeldes ziehen wir die Steigeisen und den Helm an, der Pickel bleibt erstmal im Rucksack.

Zeit, die Steigeisen anzuziehen
langsam stellt sich der Gletscher auf

Blaueis – Verhältnisse
Der Gletscher stellt sich langsam auf und wird umgehend steiler, sodass der Eispickel bei den letzten 50 Höhenmetern zum Einsatz kommt. Es liegt noch bis weit nach oben Restschnee, sodass sich die Querung vom Gletscher auf den Fels weniger problematisch gestaltet. Die Stelle ist mit einem Drahtseil versichert, hierfür kann man einen Gurt und Klettersteigset mitnehmen, wenn man sich damit sicherer fühlt, allerdings ist es kein Muss. Jedoch kann diese Stelle je nach Schneelage in einer Woche schon wieder anders aussehen.

die Randkluft zwischen Gletscher und Fels
das letzte Steile Stück vor dem Ausstieg vom Gletscher

Nach dem Ausstieg vom Gletscher – Wegfindung
Nach 15 Metern am drahtseilversicherten Fels erreichen wir die Blaueisscharte, die noch vom Restschnee bedeckt ist. Die Blaueisspitze lassen wir links liegen und konzentrieren uns auf die Suche nach dem Sommerweg auf den Hochkalter. Eine schneebedeckte Rinne sorgt kurz für Verwirrung – hierdurch sind einige mit Steigeisen und Pickel gestiegen, jedoch wird die Schneeauflage immer weniger und die Rinne ist ziemlich steil, sodass wir uns für den Fels entscheiden.

Blick zurück auf die Blaueisscharte

Den Einstieg findet man auf der Südseite links hinter der Kante, ein Bohrhaken erleichtert hier die Wegfindung. Hier weiter hoch und weiterhin links der großen, (momentan noch schneegefüllten) Rinne halten, bis man den Gipfel sieht. Steinmanndl helfen bei der Orientierung.

die Kraxelei wird zwischendurch von Geröll unterbrochen
fast das Ziel erreicht – kurz vor dem Gipfel

Ein grandioser Ausblick Richtung Watzmann und Steinernes Meer lassen einen alle Mühen vergessen – wenn man diesen Ausblick hat, bei unserer Tour saßen wir leider im Wolkenmeer.

ein letzter Blick zurück auf den Gipfel, dahinter das Wolkenmeer

Der Abstieg
Nach einer ausgiebigen Gipfelpause nehmen wir den Abstieg zur Blaueishütte. Dieser erfolgt über markierte, teilweise ausgesetzte Wege mit Abketterstellen bis zum II-III. Grad (UIAA), ist also ebenfalls nicht zu unterschätzen. Nachdem man über den Kleinkalter-Gipfel gestiegen ist, geht es hauptsächlich abwärts.

Abkletterstelle kurz nach dem Rotpalfen (III)

Nach dem man den Rotpalfen hinter sich gelassen hat, gibt es eine Platte im III. Grad abzuklettern. Dann verläuft der weg hauptsächlich über Schotter.

Blick auf den Rotpalfen

Vom Schönen Fleck (2041m) sind nochmal zwei Platten im II-III. Grad zu überwinden. Danach dem Schotterweg folgen oder den Restschnee zur Hilfe zu nehmen, um zurück zur Hütte zu gelangen.

Platte runter vom Schönen Fleck (II-III)

Angekommen an der Blaueishütte haben wir das schöne Wetter und die gelungene Tour mit einem Radler und Kaspressknödelsuppe zelebriert – herrlich! Jedoch sind die letzten 800 Höhenmeter abwärts, die noch auf uns warten, nicht zum Feiern… aber erstmal genießen!

gut verdiente Jause!


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