Ich habe bereits einen Blogpost dazu verfasst, warum ich mich für Skitouren entschieden habe. (Den könnt ihr hier lesen) Dabei ging es jedoch vielmehr um meine Beweggründe, als um das „wie“. Wie beginnt man mit Skitouren? Was alles muss ich beachten? Wie hast du denn angefangen? Da ich vermehrt Fragen dazu bekommen habe, folgt nun ein weiterer Beitrag dazu.
In diesem Beitrag möchte ich euch meine ganz persönliche Geschichte erzählen. Mein „warum“ kennt ihr ja schon. Der Wunsch, die wunderschöne Winterlandschaft auf Skiern zu entdecken, war riesengroß. Durch den weichen Schnee gleiten, die Aussicht und die kalte Brise im Gesicht genießen. Oh, da fühlt man sich lebendig. Was mich daran hindert, dies zu tun? Mein fehlendes Skifahrkönnen.
Die Anfänge
Anfang des Jahres 2019 traute ich mich das erste Mal auf die Skipiste. An diesem Tag hatte ich das erste mal in meinem Leben überhaupt die Bretter unter den Füßen. Nach einem halben Tag Übung auf dem Anfängerhang traute ich mich auf die blaue Piste. Doch war dies ein kurzes Vergnügen: ich hatte panische Angst, war heillos überfordert und habe nach zwei Kurven direkt die Kontrolle verloren, gestürzt und mir einen Zahn abgebrochen. Da war der Tag für mich gelaufen – und zu den Zeitpunkt konnte ich es mir kaum vorstellen, dass ich mich nochmal trauen würde. Aber mein Wunsch war wohl viel stärker.
Das kurze Vergnügen auf der Piste
So fand ich mich im Dezember des selben Jahres im Skigebiet Sudelfeld an der Kasse stehend und fragte mich, ob das wirklich so eine super Idee ist. „Baby steps“, dachte ich mir und fuhr das fünfzigste Mal den Übungshang im Schneckentempo runter. Doch dieses Schneckentempo fühlte sich für mich viel schneller an, als es tatsächlich war. Na ja, ich komme ja auch vom Flachland, da ist so eine kleine Steigung auch schon viel zu steil. Danach hatte ich im Januar 2020 einen einzigen Pistentag, an dem ich am Ende des Tages alle blauen und ein paar rote Pisten fahren konnte. Und dann kam der größte Lockdown aller Zeiten dazwischen.
Auf geht’s ins Skitouren – Paradies
Im Herbst 2020 entschied ich mich dazu, mein angespartes Geld in Skitourenausrüstung zu investieren. Irgendwie spürte ich, dass es mit den Skipisten diesen Winter nichts wird. Doch war es mir ebenfalls bewusst, dass meine Fahrkünste sich sehr in Grenzen halten. Ich wollte es mir jedoch nicht nehmen lassen und nahm die Herausforderung an.
Die Wintersaison 2020/21 brachte geschlossene Skigebiete und geschlossene Grenzen mit sich, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mein Glück in den bayerischen Alpen zu probieren. Nachdem Frau Holle sich nicht oft zum Arbeiten entschied, war dies in den niedrigeren Gebieten gar nicht mal so einfach.
Meine allererste Skitour
Doch direkt nach dem ersten Schneefall Im Dezember 2020 ging es auf meine erste Skitour über die Piste, die nicht präpariert war – Brauneck, jedoch nicht die einfache Variante. Biegt man einmal falsch ab und schon landet man beim Ausgangspunkt, wo die Tour über die schwarze Piste hoch und runter geht. Das merkten wir natürlich zu spät. Vorsichtshalber gab es die ersten Spitzkehr-Übungen am ersten Hang für mich – etwas ungewohnt, aber machbar. Doch bereits beim Aufstieg kreisten meine Gedanken um die Abfahrt. „Wie zum Teufel soll ich hier heil runterkommen?“ Nicht zu vergessen, dass ich davor für ein ganzes Jahr keine Skier unter den Füßen hatte, und da auch nicht zu 100% sicher.
Dementsprechend stand ich nach dem Abfellen panisch vor dem ersten Hang und wusste nicht so recht, wohin mit mir. Als wäre ich im falschen Film. Eine Kurve nach der anderen. Doch wenn man noch darüber nachdenken muss, wie man seine Füße setzt, wie man wo drücken muss, um in die richtige Richtung zu fahren, steigert sich das Kopfkino ins Unendliche. Ich war extrem langsam, doch arbeitete ich mich durch und kam irgendwie den Hang runter- von „ich mache sowas nie wieder“ bis „warum macht man das überhaupt“ bis „irgendwann kann ich auch noch so elegant und ruhig fahren, wie alle anderen“ ging mir alles durch den Kopf.
War’s dann auch schon mit Skitouren?
Doch mein Ehrgeiz ließ mich nicht in Ruhe. Und so folgten über die Weihnachtszeit ein paar Skitouren im Schwarzwald. Wir suchten die flachsten und einfachsten Touren aus, damit ich Üben konnte. Viele Skigebiete wurden in diesem Winter in Bayern zwar nicht präpariert, aber beschneit, sodass wenigstens Skitouren möglich waren. Über die Schneequalität brauchen wir hierbei nicht zu reden – ihr könnt es euch vorstellen: rutschige Buckelpiste und ich, die noch teilweise darüber nachdenken muss, wie man Kurven fährt; nicht die optimalste Kombination aller Zeiten.
Mental damit klarzukommen, dass man wirklich das schwächste Glied in der Kette ist – sprich die Allerschlechteste am Berg, war für mich oft nicht einfach. Ich kämpfte gleichzeitig mit mir selbst, meinen panischen Gedanken und damit, was man von mir denkt. Auf allen Touren kam ich irgendwie runter. Oft nahm ich mir vor, diesmal wirklich einen kühlen Kopf zu bewahren, die Zeit zum Üben und Lernen zu nutzen – dies gelang mir mal mehr, mal weniger. Doch Aufgeben war nie eine Option.
Meine ersten 10 bis 15 Skitouren waren mental anstrengend, teilweise belastend. Doch eine innere Stimme sagte mir, dass ich dranbleiben soll. Und es wurde besser. Ich schloss die Wintersaison mit 21 Skitouren in der Tasche ab, wobei ich bei den letzteren immer mehr Spaß entwickelte. Ich lernte quasi im Gelände richtig Ski zu fahren – und es war der beste Lehrer überhaupt. Mein absolutes Highlight war die Frühjahrskitour im Watzmannkar – auch wenn ich auf die Abfahrt durch den Wald damals hätte verzichten können.
Selbstvertrauen, Geduld und Fleiß zahlen sich aus
Heute merke ich meine Fortschritte von Tour zu Tour extrem. Mittlerweile freue ich mich richtig auf die Abfahrten, anstatt schon beim Aufstieg Panik zu schieben. Steilere Passagen verderben meine Laune nicht mehr. Und ja, mittlerweile fahre ich meine Kurven koordiniert, ohne einen Gedanken daran verlieren zu müssen, wie das überhaupt geht. Früher kam ich die Hänge irgendwie runter. Heute fahre ich sie alle und habe (in den allermeisten Fällen) richtig Spaß dabei. Im Gelände zu lernen brachte viel Erfahrung mit sich: ich lernte meine Umgebung besser kennen, die Verhältnisse einzuschätzen und dementsprechend zu fahren. Es ist immer noch viel Luft nach oben, mit jeder Tour lerne ich unheimlich viel dazu. Und das wichtigste ist: ich kann sie genießen! Zwischen Bäumen kontrolliert fahren, in der schmalen Spur bleiben? Wie auch, ich hatte meine Skier nicht mal parallel halten können. Und heute? Heute kann ich es. Heute macht es mir Spaß, im Wald zu fahren, den Bäumen auszuweichen – bisschen wie in einem Funpark.
Ich will niemanden dazu animieren, sich blind auf die Skier zu stellen und sich ins kalte Wasser zu werfen. Es war mit Sicherheit ganz viel Glück dabei. Ich möchte mit meiner Geschichte vielmehr aufzeigen, dass oft der Kopf unser größter Gegner ist. Man muss sich jedenfalls einschätzen können und ein geduldiger, erfahrener Tourenpartner an der Seite kann so viel helfen! Zu mehr Eindrücken könnt ihr gerne in meinen Instagram-Highlights stöbern!